Den neuen Machthabern im nationalsozialistischen Deutschland sind schöpferische Phantasie und ihre dekonstruktivistische, kritische Kunst mehr als suspekt. 1971, zu Höchs Collagen-Retrospektive in der Berliner Akademie der Künste, prangt als Signet dann auch der vieläugige Strauß auf Plakat und Katalogtitel. Bei einer Fotomontage werden mindestens zwei Fotos oder Teile von ihnen zu einem neuen Bild zusammengefügt. Die Schere kreißt und gebiert den bunten, wilden, spöttischen, den manchmal fiesen und prophetischen Schnipselkosmos der Hannah Höch (1889 –1978). Wie ein künstlerisches Manifest führt das Werk Höchs Technik in aller Pracht vor, zeigt aber auch ihren künstlerischen Anspruch, als vieläugige Kommentatorin auf die bürgerliche Gesellschaft zu blicken. Surrealismus (1924–1930), ausgelöst durch die Beschäftigung mit dem Unbewussten, Texten von Sigmund Freud. Stranguliert, doch kaum gehalten von einem dicken Band, sieht man vor lauter Augen kaum Gewächse. Aber immer wenn wir diese ‚Fotomaterie‘ zu Neu­schöpfungen zwingen wollen, müssen wir uns auf Entdeckungsreisen einstellen, müssen wir voraussetzungslos starten, und vor allem – uns aufnahmebereit halten für: die Reize des Zufälligen, die hier mehr noch als sonst wo, unentwegt und verschwenderisch, bereit sind, unsere Phantasie zu beschenken“, schreibt Hannah Höch 1933. Ob Gemälde, Zeichnungen, Entwürfe für Stoffmuster, Tapeten, bei Text- und Buchillustrationen, in Skulpturen und anderen Objekten, als Bühnen- und Kostümbildnerin fürs Theater: In ihrem offenen Bekenntnis auch zu traditionellen Techniken und Einflüssen anderer Kunst unterschied sich Hannah Höch fundamental von den Dadaisten.Den weiten Bogen von den frühen Gemälden bis zu Höchs abstrakten Schöpfungen der Nachkriegszeit spannt die Erwerbung von 14 Werken durch das ­Germanische Nationalmuseum in Nürnberg, eines der vielseitigsten Museen der Welt. Der Schmerz weicht der Entspannung, der innigen Zweisamkeit. In jedem Fall experimentierten alle vier mit dieser Technik und können als ihre Pioniere gelten. Deutlicher in der Aussage sind John Heartfields politische Fotomontagen. Sie, die für ihre dadaistischen Experimente und surrealen Bilderschöpfungen heute als eine Schutzpatronin des Dada verehrt wird, fühlte sich für eine Vereinnahmung sowieso zu vielseitig.

„Bis heute versuche ich konsequent das Foto auszubeuten. 1922 trennte sie sich endgültig von Hausmann, behielt allerdings zeitlebens eine, wenn auch zwiespältige Freundschaft mit ihm bei. Hannah Höch, Geselligkeit, 1925, 26 × 23 cm; Germanisches National­museum, Nürnberg; © VG Bild-Kunst, Bonn 2016 Webwelt & Technik Collagen-Künstlerin Hannah Höch, eine Dadaistin mit wildem Beziehungsleben. Eine besondere Art der Fotomontage ist die Fotocollage, bei der die Ausgangsbilder deutlich zu erkennen sind, die Schnittlinien also nicht wegretuschiert werden. Jetzt lesen und anschauen! Vielfach steckte Gesellschaftskritik hinter den Collagen. Doch ein Tabu steht bei aller Transplantationslust, eins blieb immer heil im papiernen Gemetzel: das Auge. Beide … Max Ernst (1891–1976) Zu ihnen gehören Raoul Hausmann und Hannah Höch. Zwar hatte Höch 1920 die programmatische Inkunabel „Schnitt mit dem Küchenmesser Dada durch die letzte Weimarer Bierbauchkulturepoche Deutschlands“ für die „Internationale Dada-Messe“ beigesteuert, doch so richtig als vollwertiges Mitglied nehmen die Dadaisten Hannah Höch nicht in ihren Kreis auf.

Alles wird zerstückelt. Ein wundersames Neuland, das zu entdecken als erste Voraussetzung hat: Hemmungslosigkeit. Und die junge Studentin Hannah aus wohlhabendem, bürgerlichen Haus stieß ironischerweise von der Klasse für Graphik und Buchkunst des Berliner Kunstgewerbemuseums zu den Revoluzzern, die die spießbürgerlichen Deutschen mit ihrer aggressiven „Anti-Kunst“ provozieren wollten.Kleinfamilie, monogame Zweierbeziehung und patriarchale Gesellschaft: eine abscheuliche Vorstellung für den österreichisch-deutschen Künstler und Dada-Protagonisten Raoul Hausmann. Die Fotomontage ist die der Collage am engsten verwandte Kunsttechnik. Ein wildes Durcheinander .

Aber nicht Disziplinlosigkeit. Auch George Grosz probierte sich an dieser Technik. Auch George Grosz probierte sich an dieser Technik. Beide schufen Fotocollagen, in denen sehr viele Bildelemente miteinander kombiniert wurden. Hannah Höch und ihre Fotomontagen während Dada Berlin - Germanistik / Neuere Deutsche Literatur - Seminararbeit 2006 - ebook 10,99 € - Hausarbeiten.de Höchs Entwurf von 1921, das Aquarell „Geburt“, zeigt dann auch eher ein Schmerzensbild als ein freudiges Ereignis, in frontaler Ansicht klammert sich an den Stuhl eine erschöpfte Mutter, mit ihrem noch angenabelten Neugeborenen in bedrückender, kärglicher Stube erbarmungslos ausgeleuchtet von einem unwirklichen Abendrot. Die erzwungene Emanzipation jedoch fand keine Gegenliebe bei der jungen Künstlerin, die sich zweimal für eine Abtreibung entschied.

Hannah Höch und Raoul Hausmann waren die Ersten, die die neue Technik verwendeten. In jedem Fall experimentierten alle vier mit dieser Technik und können als ihre Pioniere gelten. Diese wurden jetzt zusammen mit weiteren kostbaren Aquarellen, Collagen und Gemälden von der Nürnberger Sammlung erworben. Was unterscheidet Collagen von Fotomontagen?

Mit Höchs Augenstrauß aus schwierigsten Zeiten der Weimarer Republik und den Werken zur Geburtsthematik befanden sich drei zentrale Werke der Künstlerin seit vielen Jahren auf Wunsch der Künstlerin als Leihgaben im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg.