Das war als Botschaft zu verstehen: Ich verstecke mich nicht, mich kriegst du nicht klein. „Oh Scheiße!“, mehr nicht. Anfang 2016 war die damals 27 Jahre alte Kosmetikerin von ihrem Ex-Freund mit Schwefelsäure übergossen worden. Sie warf ihm Flirts mit anderen Frauen vor. Beide waren Adoptivkinder, das verband die zwei. „Ich sehe mein Gesicht nicht als eins.“ Neulich habe sie sich einen „Batman“-Film angeschaut, der Bösewicht „Two-Face“ habe sie an ihr eigenes Aussehen erinnert.Vor einem Jahr hatte der Ex-Freund die Kosmetikerin in Hannover mit Säure übergossen.
Seiner Mandantin sei bewusst, dass ein zugesprochenes Schmerzensgeld nicht immer gezahlt werde, hatte ihr Anwalt im August gesagt. „Ich hätte selbst nicht gedacht, dass ich nach einem Jahr wieder so aussehe“, sagt die 28-Jährige. Diese Entscheidung verkündete das Landgericht Hannover am Dienstag. Die junge Frau strahlt von innen. Viele Verletzte ziehen sich zunächst zurück, sagt die Präsidentin von Cicatrix, Eva Aumann. Er terrorisierte sie telefonisch, beleidigte sie über soziale Medien. Mehrere Jahre nachdem Vanessa Münstermann von ihrem Ex-Freund mit Säure übergossen wurde, hat sie nun einen Sieg in einem Zivilprozess am Landgericht Hannover errungen. Sie verlor ein Auge und ein Ohr, Narben zerfurchen bis heute ihre linke Gesichtshälfte. Hier plant sie gerade ein Zukunftsprojekt: Mit einem neuen Verein will sie Menschen mit ähnlichem Schicksal helfen. Vanessa dagegen kann sich an alle Einzelheiten erinnern.
„Ich möchte keine Revision einlegen, in anderen Ländern hätte ich die Todesstrafe erhalten“, sagte F. im Gerichtssaal.
Gegen das Urteil kann Berufung eingelegt werden.Das Schmerzensgeld ist für eine Gewalttat außergewöhnlich hoch.
Er hat mich mit eingesperrt – und wenn es nur in meiner eigenen Haut ist.“ Im Krankenhaus plagte Vanessa die Angst, nie wieder einen Mann abzukriegen, alleine zu sterben. Die Kammer halte die Höhe aber für angemessen, sagte ein Gerichtssprecher: "Die Schäden kann man eigentlich in Geld gar nicht bemessen." Doch die 28-Jährige will sich nicht verstecken. Sie gehen zum Beispiel nur im Dunkeln spazieren.Vanessa Münstermanns Botschaft ist dagegen: „Seht her, sprecht mich an!“ Für den Termin vor der dpa-Kamera hat sie knallroten Lippenstift gewählt und die Narben mit Theaterschminke abgedeckt. Sie lag mehrere Tage im Koma und wurde viele Male operiert.Der jetzt 35 Jahre alte Täter wurde bereits zu zwölf Jahren Gefängnis verurteilt. Vanessa Münstermann ist ein Kämpfertyp: Vor einem Jahr verätzte ihr Ex-Freund sie mit Schwefelsäure. Vor einem Jahr wurde Vanessa Münstermann von ihrem Ex-Freund mit Schwefelsäure verätzt. „Er schreibt mir Briefe, von wegen er liebt mich noch“, sagt Vanessa. Nach Einschätzung der Frauenrechtsorganisation „Terre des Femmes“ ist ein solches Säure-Attentat in Deutschland eine Seltenheit. Es war Montag, der 15. Vom Landgericht Hannover bekam sie eine Viertelmillion Euro zugesprochen.
In den Scheiben der Intensivstation sieht sie dennoch ihr eigenes Bild. Ob er das Schmerzensgeld an seine Ex-Freundin je zahlen können wird, ist unklar. Pro Jahr erleiden in Deutschland nach Angaben des Selbsthilfeverbandes Cicatrix rund 700.000 Menschen eine Verbrennung, dazu zählen auch Opfer von Strom und Säure.
Bald darauf reichte sein Verteidiger Max Marc Malpricht aber ein begründetes Revisionsgesuch ein. „Ich habe eine einstweilige Verfügung gegen dich“, lügt sie, um den Ex-Freund zu vertreiben. Auch wollen sie damit häufig verhindern, dass die Frau eine neue Beziehung eingehen wird.“ Und wie denkt Vanessa über den Täter? Vanessas größter Wunsch ist, dass ihr Ex-Freund sie vergisst.
Nur ungern erinnert sie sich an die zwölf Tage im künstlichen Koma – wegen der Alpträume sei das die schlimmste Zeit in ihrem Leben gewesen. Insgesamt wurden aber mehr als 104.000 Frauen in Deutschland 2015 Opfer von Partnergewalt, mit oft lebenslangen Folgen für Körper und Seele, heißt es bei „Terre des Femmes“. Sie zeigte ihn am 14. Unvermittelt sprang er hinter einem Busch hervor und kippte Münstermann die Säure ins Gesicht. Daniel F. sitzt im Gefängnis in Hannover.
Beamte suchten ihn für eine sogenannte Gefährderansprache auf. In Baden-Württemberg gebe es ein solches Modellprogramm.Vor dem Anschlag arbeitete Vanessa Münstermann als Angestellte in der Tankstelle ihres Stiefvaters und ihrer Mutter. Auch für Menschen, die von Geburt an entstellt sind, möchte sie Ansprechpartnerin sein und sie ermutigen, mit ihrem Schicksal offensiv umzugehen. Doch nach dem Kennenlernen in einem Chat-Forum im Sommer 2015 führte das Paar zunächst eine „Bilderbuchbeziehung“.
Der Name „AusGezeichnet“ steht für ihre hochfliegende Idee: Auch wenn sie nach der Attacke des Ex-Partners für ihr Leben gezeichnet ist, möchte sie die entstellenden Narben ins Positive umkehren.